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Spielanalyse ohne Overload – mein Ablauf als Torwart

Spielanalyse ohne Overload – mein Ablauf als Torwart
Spielanalyse war bei mir nicht von Tag 1 ein festes Ding. Vieles ist erst über die Jahre dazugekommen – durch Gespräche mit Trainern, Spiele, in denen ich überrascht wurde, und Phasen, in denen ich gemerkt habe: Wenn ich mich besser vorbereite, bin ich im Spiel ruhiger.

Warum mache ich Analysen?
Dabei geht es mir darum, meiner Mannschaft helfen zu können. Wenn ich die Werfer kenne, kann ich mehr Bälle halten. Wenn ich mehr Bälle halte, werden die Jungs vor mir auch sicherer. Diese Vorbereitung ist für mich ein Weg, meine Aufgabe ernst zu nehmen, nicht, um perfekt zu sein.
Vorbereitung gibt mir Sicherheit
Ich habe irgendwann gemerkt, dass ich deutlich entspannter in ein Spiel gehe, wenn ich vorher schon ein paar Wurfbilder gesehen habe. Ich brauche das Gefühl: Ich kenne die Jungs heute zumindest ein bisschen.
Ich weiß, dass man nie alles vorhersehen kann – aber wenn ich die wichtigsten Werfer gesehen habe, bin ich im Spiel nicht mehr nur im Reaktionsmodus, sondern eher im Antizipieren. Das fühlt sich besser an.
Wann mache ich meine Video-Analyse?
Bei mir hat sich der Vormittag etabliert. Meistens frühstücke ich in Ruhe und setze mich dann an die Videos. Da ist der Kopf noch frei und ich kann mich wirklich darauf konzentrieren, wie die Werfer anlaufen, aus welcher Höhe sie werfen oder ob sie gerne täuschen.
Später am Tag rutscht man schnell in den „Matchday-Tunnel“, und da will ich nicht mehr ewig analysieren. Für mich passt es so: früh analysieren – später aktivieren.
Worauf ich im Video achte
Ich schaue nicht einfach „das ganze Spiel“, sondern versuche, mir die Infos rauszuziehen, die für mich als Torwart wirklich relevant sind. Zum Beispiel:
- Wer hat in den letzten Spielen viel geworfen?
- Welche Wurfarten kommen bei denen öfter vor?
- Springt jemand sehr tief ab und wirft dann gerne lang?
- Gibt es Spieler, die oft obenrum Schlagwurf machen?
- Wie sieht die typische Wurfbewegung aus?
Mir reicht es meistens, wenn ich pro Spieler 2–3 Tendenzen habe. Mehr kann man sich am Spieltag eh nicht merken – oder man fängt an, zu viel zu denken. Und genau das will ich nicht.
Aktuelle Spiele sind mir wichtiger
Etwas, das ich mir angewöhnt habe: Ich schaue mir vor allem die letzten Spiele an. Spieler verändern Dinge, Teams verändern Abläufe. Wenn jemand drei Spiele hintereinander ähnlich abgeschlossen hat, ist das für mich wertvoller als ein Video von vor zwei, drei Monaten.
Und ich habe für mich auch akzeptiert: Wenn ein Spieler heute etwas völlig anderes macht, als er die letzten Wochen gemacht hat – dann ist das so. Dann hat er’s gut gemacht. Ich versuche nicht, jede theoretische Möglichkeit im Vorfeld durchzuspielen.
Mein kleines Symbol-System
Weil ich mir nicht zu viele Sätze aufschreiben will, habe ich mir irgendwann so eine Art Mini-Code gebaut. Der ist komplett selbstgestrickt, aber er funktioniert für mich:
- Pfeil = normaler Wurf in die Richtung
- Blitz = Schlagwurf obenrum
- seitlicher Pfeil/Markierung = Schlagwurf untenrum
- gestrichelte Linie = besondere Würfe/Täuschungen
- Dreieck = schneller Direktwurf
Damit kann ich mir auf einer Seite mehrere Spieler notieren und sehe sofort: „Ah, der hat dreimal hoch, zweimal lang, einmal was Besonderes.“ Das geht viel schneller, als ganze Sätze zu lesen.
Kopf voll? Dann Körper.
Eine Sache, die ich auch lernen musste: Wenn man zu viel analysiert, kann man auch zu sehr im Kopf sein. Deswegen kommt bei mir nach dem Video meistens etwas für den Körper – Mobility, bisschen Dehnen, Blackroll. Dann bin ich vorbereitet, aber nicht verkopft.
Für mich gehört beides zusammen: Infos holen – wieder locker werden.
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